Was ist User-Centered Design?


Beim User-Centered Design (auch UCD, zu Deutsch Nutzerzentriertes Design) handelt es sich um einen iterativen Gestaltungsprozess, der sich auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer bzw. Kunden fokussiert. In der Regel werden Nutzer in den gesamten Gestaltungsprozess mit einbezogen. Hierzu wird häufig das Double Diamond Modell, eine Methode aus dem Design Thinking, zugrunde gelegt, welche ich zur Durchführung und Gliederung meiner Projektstudie und Thesis ebenfalls verwendet habe. [1] [2]

Der Double-Diamond Prozess ist in vier Phasen gegliedert:

1. Phase – Verstehen

In dieser Phase wird versucht, die Nutzer bzw. die angenommene Zielgruppe und ihre Bedürfnisse und Anforderungen zu verstehen. Hierdurch können Designer emphatisch agieren und sich in die Nutzer hineinversetzen. Hierzu bieten sich Methoden wie z.B. Umfragen, Interviews, Konkurrenzanalysen und das Auswerten von Daten/Studien an.

2. Phase – Definieren

In der zweiten Phase werden die Daten aus Phase 1 sortiert und kategorisiert. Sie bieten eine gute Grundlage für das detailliertere Definieren von Anforderungen der Nutzer. In der Regel kristallisieren sich hier schon Features heraus und welche Problemstellungen relevant sind bzw. werden könnten. Unter Umständen kann es hier bereits nötig sein, zu iterieren, d.h. zu Phase 1 zurückzukehren und die Hypothese zu überprüfen und ggf. anzupassen. Methodisch eignen sich für diese Phase das Card Sorting, Personas, Customer Journey Maps und Affinity Diagramme.

3. Phase – Entwickeln

Die zuvor gesammelten Daten und Anforderungen der Nutzer werden als Grundlage zur Entwicklung von verschiedenen Lösungsansätzen herangezogen. Der oder die Lösungsansätze werden dann in dieser Phase in einen Prototyp umgesetzt. Hierbei ist es wichtig, möglichst schnell an der Zielgruppe zu testen und ggf. zu iterieren. Auch geht es hier noch nicht primär um die Gestaltung, sondern um die Struktur und Anordnung der Funktionen und Informationen. Hierzu eigenen sich vor allem Sketches, um schnell Ideen zu Papier zu bringen. Weiterhin können Wireframes und Clickdummys bzw. Prototypen in weiteren Iterationen erstellt werden. Auch eine Sitemap bzw. ein User Flow können bei der Planung der Struktur hilfreich sein. User Tests dienen dazu, Feedback zu sammeln und das Produkt weiter zu optimieren.

4. Phase – Finalisieren

Wenn im vorherigen Schritt noch nicht geschehen, werden jetzt sogenannte High Fidelity Prototypen angefertigt. Des Weiteren sind Tests an der Zielgruppe unbedingt angezeigt, um die vorher festgelegte Struktur und die Funktionalität zu evaluieren und ggf. anzupassen. Möglicherweise muss an dieser Stelle eine weitere Iterationsschleife eingelegt werden. Als Methoden für die Tests eignen sich hier Remote-Usability-Tests, sowie A/B-Tests sehr gut.

In der letzten Phase sollte bei optimalem Projektverlauf ein konkretes Produkt entstanden sein. Hier wird noch einmal das im Rahmen der User Tests gesammelte Feedback geordnet ausgewertet und in einem iterativen Prozess in den entstandenen Prototypen eingearbeitet.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es sich hierbei um einen iterativen Prozess handelt. Die getroffenen Annahmen und entwickelten Lösungen werden stetig überprüft bzw. getestet, gegebenenfalls angepasst und weiterentwickelt. Es ist möglich, dass 3. Phase in die 2. Phase der Definition zurückgesprungen wird, um beispielsweise Problemstellungen noch einmal neu zu definieren und dementsprechende Anpassungen vorzunehmen. Eine klare Trennung kann und soll hier nicht vorgenommen werden.

Abb. 1: Double Diamond Modell

Literaturverzeichnis

[1]J. Jacobsen und L. Meyer, Praxisbuch Usability und UX, Bonn: Rheinwerk Verlag, 2019.
[2]F. Sarodnick und H. Brau, Methoden der Usability Evaluation: Wissenschaftliche Grundlagen und praktische Anwendung, Bern: Hogrefe Verlag, 2016.